Titel: Filmabend zur "Freedom Of Movement - Anti-Lager" - Tour |
Einladung zum Filmabend und anschließender Soliparty als Vorbereitung zur Kampagne: „Freedom Of Movement – Anti-Lager” - Tour am Samstag, 29. Mai, 19 Uhr 30 am AZ-Wagenplatz, Fürstenauer Weg 70 ‚Siamo tutti clandestini’ Kurzfilme mit Enrico Montalbano Kurzfilmabend mit dem sizilianischen Maler und Regisseur Enrico Montalbano im Rahmen der Kampagne gegen Abschiebehaft und Lager. Enrico Montalbano, geb. 1967, ist Maler und Filmemacher und lebt in der Stadt Agrigento Sizilien. Er organisiert Malerei-Ausstellungen in Italien und im Ausland und baute gemeinsam mit anderen politisch aktiven Künstlern eine künstlerische Vereinigung in Agrigento auf. Das Ergebnis seines zunehmenden Interesses an Video und Film führte zur Gründung von Andy Studio, einem Laboratorium für künstlerische und kommerzielle Filmproduktionen. Die Filme von Enrico Montalbano konzentrieren sich auf die Bilder, versuchen nicht journalistisch und geradlinig zu sein, sondern Eindrücke und Zustände auf direkte, eindringliche Art zu kommunizieren. Schwerpunktthema des abends sind Kurzfilme zum Thema Flucht und Migration in Sizilien. Joppolo – un paisi nicu-nicu. (Joppolo – ein ganz kleines Dorf) Italien 2003, Video 15 min. Italienisch (Direktübersetzung während des Films) Joppolo ist ein Dorf in der Nähe der sizilianischen Stadt Agrigento. Die Geschichte dieses Dorfes steht exemplarisch für die Geschichte Siziliens, die von Feudalherrschaft, Armut, Auswanderung, Entvölkerung geprägt ist. Campi, Centri, Concentramenti. Italien 2001, Video, 15 min. Im Süden Italiens, v.a. auf Sizilien, befinden sich deshalb so viele Internierungslager für Flüchtlinge, weil dort die meisten Boote ankommen, mit denen MigrantInnen versuchen, die Festung Europa zu erreichen. Der Film zeigt Bilder aus dem Abschiebelager in Agrigento, Sizilien und schildert die Situation von Menschen in den italienischen Abschiebelagern. Zur Registrierung wird ihnen eine Nummer auf den Arm geschrieben. Siamo tutti clandestini. (Wir sind alle clandestini – heimliche, irreguläre Einwanderer) Italien 2001, Video 15 min. Italienisch (Direktübersetzung während des Films) Der Film dokumentiert eine Demonstration vor dem Abschiebegefängnis Serraino Vulpitta Ende Dezember 2001, zwei Jahre nachdem sechs Insassen bei einem Brand ums Leben kamen. Il naufragio di Lampedusa raccontato di superstiti. Italien 2002, Video 20 min. Italienisch (Direktübersetzung während des Films) Regelmäßig kommen bei der Flucht über das Meer Flüchtlinge ums Leben, weil die oft seeuntüchtigen Boote kentern oder manövrierunfähig werden, sie verhungern, verdursten oder erfrieren. Die Menschen, die europäischen Boden lebend erreichen, werden in Lager interniert, wenn sie von Polizei oder Marine nach der Ankunft aufgegriffen werden. Im März 2002 verunglückte ein Flüchtlingsschiff in der Nähe von Lampedusa. Der Film lässt Überlebende der Schiffbrüche zu Wort kommen. Die Interviews wurden gemeinsam mit Massimo Giannetti, Journalist der Zeitung „il manifesto“ realisiert. 20. August bis 5. September 2004: „Freedom Of Movement – Anti-Lager”-Tour In Italien gibt es seit Ende 1998 Centri di Permanenza Temporanea (CPT). Dieses sind (administrative) Haftanstalten, Internierungslager (centri di detenzione), in die Flüchtlinge eingesperrt werden, die keinerlei Straftat verübt haben. In ähnlicher Form gibt es in Deutschland seit 1998 Modellversuche, die jetzt als „Ausreisezentren“ bundesweit verbreitet werden sollen. Beides sind Abschiebelager. In den italienischen CPT werden Illegalisierte interniert, die im Landesinneren oder an den Küsten, die Teil der Außengrenze der Festung Europa sind, aufgegriffen werden. Ebenso wie in Deutschland ist die Lagerpolitik in Italien auf Expansionskurs – dort besteht ein Einwanderungsgesetz – nach ihren rechtsextremen Urhebern Bossi-Fini-Gesetz genannt –, das ebenso wie im deutschen Zuwanderungsgesetz die Einrichtung und Ausweitung bestehender Abschiebelager vorsieht und zudem eine Verlängerung der maximalen Unterbringung von 30 auf 60 Tage vorsieht. In den italienischen Internierungslagern erhalten die Flüchtlinge weder Zugang zu Rechtsberatung noch wird in der Praxis eine Asylantragstellung gewährleistet oder über andere Möglichkeiten der Aufenthaltssicherung informiert. Die Lager sind Zonen der Entrechtung: berichtet wird von Gewalt gegen Frauen, mangelhafter medizinischer Versorgung und Besuchsverboten. Die Zustände in den Lagern hatten bereits mehrere Tote zur Folge: Im Dezember 1999 sterben nach mehreren Revolten in einem Internierungslager in Trapani bei einem Brand sechs Nordafrikaner, ein anderer Migrant offenbar aufgrund mangelhafter medizinischer Versorgung. Seitdem hat sich in Italien ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen die Lager organisiert, das die Schließung mehrer Lager durchsetzen konnte, eines in Mailand. Sie wurden jedoch danach wegen angeblicher Verbesserung der Bedingungen wieder eröffnet. Die Lagerpolitik expandiert europaweit, auch vor unserer Haustür in Niedersachsen. Doch auch Proteste und Widerstand weiten sich aus. Im August und September wird eine Anti-Lager-Tour zu verschiedenen deutschen Flüchtlingslagern und Abschiebeknästen führen. Die filmische Rundreise von Enrico Montalbano ist ein Beitrag zur Europäisierung „von unten“, gewissermaßen Proteste gegen Lager „on tour“. Vom 20. August bis 5. September wird es eine Tour unter dem Titel „Freedom Of Movement – Anti-Lager“ geben, während der verschiedenste Formen der Lager, in denen in der Bundesrepublik Flüchtlinge untergebracht sind, angelaufen werden. Dieses reicht von „Gemeinschaftsunterkünften“ über „Ausreisezentren“ zu Abschiebegefängnissen. Wer als Flüchtling die Festung Europa an Italiens Küsten (lebend) erreicht, landet im Lager. Tourtermine: 20. bis 24. August: Camp in Bramsche (mit Tagesaktion in Neuss) 25. August: Hannover 26. August: Halberstadt 27. August: Camp in Parchim-Tramm (Mecklenburg-Vorpommern) 1. September: Berlin 2. bis 5. September: Camp in Eisenhüttenstadt |