Titel: Autonome Zentren anderer Städte stellten sich vor |
AZ-Gruppe Autonome Zentren anderer Städte stellten sich vor Der Raum in der Lagerhalle war übervoll. Über 30 Interessierte kamen am 22. Juni, um sich auf der Veranstaltung der AZ-Gruppe über die Geschichte und die Konzeptionen Autonomer Zentren anderer Städte zu informieren. Mit Vertretern vier Autonomer Zentren aus Hannover (UJZ Kornstraße), Bielefeld (AJZ), Detmold (Alte Pauline) und Oerlinghausen (OJZ) war eine relativ repräsentative Mischung Autonomer Zentren versammelt. In einem ersten Teil berichteten die Vertreter über ihre Zentren, hier wurden Parallelen und Unterschiede zwischen den Zentrumsbewegungen der anderen Städte und zu Osnabrück deutlich: Das UJZ Kornstraße in Hannover nahm seinen Anfang mit einer Hausbesetzung durch ca. 600 Jugendliche im Jahr 1971, aus der sogar zwei Autonome Zentren entstanden, die zunächst von der Stadt gefördert wurden. Zudem schaffte es die Zentrumsbewegung, daß in der Stadt ein grundsätzliches Umdenken zu mehr Jugendzentren stattfand. Mittlerweile ist der Trägerverein der Kornstraße in den Kauf des Hauses eingestiegen. Die Geschichte des AJZ Bielefeld begann mit einer Hausbesetzung im Jahr 1973. Die Stadt forderte für weitere Verhandlungen die Gründung eines Vereins, gab sich in der Folgezeit jedoch nicht ausreichend Mühe, wirklich nach einer Lösung zu suchen. Die Gruppe suchte selbst ein Objekt, das dann angemietet wurde. Auch der Betrieb dieses Zentrums wurde zunächst durch öffentliche Gelder unterstützt. Als das angemietete Haus verkauft werden sollte, entschloß sich die AJZ-Gruppe, das Haus selbst zu kaufen, wofür in der Anfangszeit noch öffentliche Gelder zur Verfügung standen, die im Jahr 1994 gestrichen wurden. Dennoch gelang durch Spenden noch im Jahr 1994 der Kauf des Hauses. Seitdem arbeitet der Zentrumsbetrieb ganz ohne öffentliche Gelder. Auch die Einrichtung des Autonomen Zentrums in Detmold begann mit einer Hausbesetzung im Jahr 1981. Nachdem das Haus wegen Abriß geräumt werden mußte, wurde schon wenige Monate später der Bewegung die „Alte Pauline“ (eine kleine ehemalige Schule) zur Verfügung gestellt. Für die Überlassung des Hauses gab es lange Zeit nicht einmal einen Vertrag, und die Stadt Detmold übernahm die Betriebskosten. Im Jahr 2000 wollte die Stadt das Haus verkaufen und nach Verhandlungen kam es zum Abschluß eines auf acht Jahre befristeten Vertrags. Schon jetzt überlegt die Gruppe, wie es nach Ende der acht Jahre weiter gehen wird. Zum Betrieb des Zentrums stellt der Trägerverein Anträge für Kulturzuschüsse, ansonsten finanziert sich das Haus durch Veranstaltungen selbst. In Oerlinghausen wurde 1975 das erste Mal die Forderung nach einem Autonomen Zentrum laut. Jahre später besetzten auch hier Jugendliche ein Haus, in dem sie den Zentrumsbetrieb aufnahmen. Ab 1983 finanzierte die Stadt sogar Stellen für den Betrieb des Zentrums. Wegen Renovierung des Hauses mußte das JZ 1991 in kleine Kellerräume umziehen und erhielt dann nach der abgeschlossenen Renovierung das Haus nicht zurück. Als Ersatz erhielten sie einen Pavillon, der für den Betrieb allerdings viel zu klein war. Es wurden neue Häuser gesucht und für ein weiteres halbes Jahr ein Haus besetzt. Die Eltern der Jugendlichen gründeten nun einen Trägerverein, der einen Kotten angemietet hat, in dem nun der Zentrumsbetrieb stattfindet. Seit 1995 erhält die Gruppe kein Geld mehr von der Stadt, aber einen Unterhaltszuschuß von 5000 Euro jährlich vom Kreis. Außerdem werden Gelder für pädagogische Projekte und Renovierung beantragt. Der Verein besitzt einen befristeten Mietvertrag bis 2011. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden Fragen aus dem Publikum gestellt, zum Betrieb der Zentren und zur Konzeption. Unabhängig von der Zahl der NutzerInnen ist allen Zentren gemeinsam, daß alle Entscheidungen für den Betrieb der Zentren in der Hausversammlung geschlossen werden, möglichst mit Konsensbeschluß, und daß die Zentren durch ehrenamtliches Engagement der NutzerInnen betrieben werden. Wichtiges weiteres Ergebnis der Diskussion war, daß das Betreiben eines Zentrums in Selbstverwaltung ein wichtiger Schritt ist, damit Menschen selbstverantwortlich politisch und gesellschaftlich handeln, egal ob sie sich kulturell betätigen, handwerklich oder politisch inhaltlich arbeiten. Die Akzeptanz in den jeweiligen Städten ist trotz oft anfänglicher Skepsis gegeben und die Zentren sind eine Bereicherung für die Städte. Am Ende des Abends verfassten die TeilnehmerInnen der Veranstaltung einen Appell an die Stadt Osnabrück, auch hier endlich ein Autonomes Zentrum einzurichten. Dieser Appell wird von der AZ-Gruppe Osnabrück weiteren BetreiberInnen Autonomer Zentren in Deutschland vorgelegt, mit der Bitte, daß auch sie ihn unterzeichnen, damit wir ihn den verantwortlichen Gremien unserer Stadt vorlegen können. |