Titel: 550 Menschen bei Auftakt zur No-Lager-Tour in Bramsche-Hesepe |
550 Menschen beteiligten sich an der Auftaktdemonstration der dritten Anti-Lager-Tour des No-Lager-Netzwerkes Die Demonstration begann um 12 Uhr am Bahnhof in Hesepe mit Redebeiträgen des Komitees für Grundrechte und Demokratie und des No-Lager-Netzwerkes. Begleitet war dieser Auftakt von bunter Kultur und dem Aufzug von StelzenläuferInnen, die verschiedene fantasievolle Reittiere darstellten. Der Demonstrationszug setzte sich um 13 Uhr in Bewegung, an ihm nahmen auch ca. 50 BewohnerInnen des Abschiebelagers in Bramsche-Hesepe teil. Diese wurden besonders von der Demonstration begrüßt, denn da wieder einmal den TeilnehmerInnen der Aktion verweigert wurde, daß Lager zu betreten, um so mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten, mußte die Isolation dadurch durchbrochen werden, daß die Flüchtlinge heraus kommen aus dem Lager, in dem sie sich sonst ausgegrenzt befinden. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie, welches in Kooperation mit dem No-Lager-Netzwerk zu dieser Demonstration aufgerufen hatte, forderte eine öffentliche Inspektion des Lagers, welche jedoch von der Lagerleitung untersagt wurde. Stattdessen wurde das Scheinangebot gemacht, daß eine kleine Delegation unter Führung der Lagerleitung die Einrichtung betreten darf, jedoch nicht den Bereich, in dem die Flüchtlinge untergebracht sind. Damit wäre eine Öffentlichkeit nicht gewährleistet gewesen, so daß dieses Angebot abgelehnt wurde. Trotz dieser Vorgaben ist es gelungen, daß BewohnerInnen des Lagers Bramsche-Hesepe, gemeinsam mit den AktivistInnen des Grundrechtekomitees und des No-Lager-Netzwerkes, in dem auch viele Flüchtlinge aus anderen Orten der Ausgrenzung in Deutschland engagiert sind, gemeinsam die Forderung nach Abschaffung dieses Lagers und aller Lager in Deutschland und Europa zu formulieren und in die Öffentlichkeit zu tragen. Eine sehr ausdrucksstarke Demonstration zog durch den Ort Hesepe zu dem Parkplatz vor dem Lager. Dort hatte die Polizei mit Absperrgittern dafür gesorgt, daß die DemonstrationsteilnehmerInnen in einem Abstand von 30 Metern von Zaun und Tor des Lagers ferngehalten werden. Damit wurde der Kontakt zu den Flüchtlingen, die sich noch innerhalb des Lagers befanden, selbst durch den Zaun hindurch erschwert oder unmöglich gemacht. Der Versuch, diese Absperrungen beiseite zu schieben, wurde durch den Einsatz der Polizei verhindert. Von Seiten der Lagerleitung und der Polizei war vor den Aktionen zugesichert worden, daß alle Flüchtlinge, die sich beteiligen wollen, ungehindert das Lager verlassen dürfen. Diese Zusicherung wurde nur sehr unzureichend eingehalten. Jeder Flüchtling einzeln mußte bei einem Pförtner um Auslaß bitten, und nach jedem Flüchtling wurde die Pforte wieder geschlossen. Die Flüchtlinge mußten dann die Sperrzone der Polizei durchqueren und über die Absperrgitter klettern, teilweise wurden sie von PolizistInnen regelrecht über diese Gitter gescheucht. Einzelnen Flüchtlingen wurde zeitweilig auch das Verlassen des Lagers verweigert, vereinzelt unter Einsatz von Gewalt. Dennoch kamen immer mehr Flüchtlinge, unter ihnen viele Kinder zur Kundgebung vor dem Lager, einige von ihnen schilderten über die Lautsprecheranlage die inhumanen Bedingungen, unter denen sie im Lager leben müssen, oder berichteten von der Perspektivlosigkeit und den Ängsten vor der Abschiebung. Vor allem die Kinder machten sehr deutlich, daß sie es nicht verstehen können, daß ihnen nicht die Chance auf ein Leben in Würde und Freiheit gegeben werden soll. Gemeinsam von innerhalb und außerhalb des Lagers wurde immer wieder die Parole formuliert: „Das Lager muß weg – aber wir bleiben hier!“ Bis 17 Uhr dauerten die Aktionen mit Reden, Performances und Musik an, dann setzte sich der Konvoi aus Bussen und PKW Richtung Mecklenburg-Vorpommern in Bewegung, um dort an drei Orten die Aktionen der No-Lager-Tour fortzusetzen. Im No-Lager-Netzwerk fordern Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für Alle. Menschen, die gezwungen sind, in Lagern zu leben, haben keine Bewegungsfreiheit, Flüchtlinge und MigrantInnen in Deutschland und Europa haben nicht die gleichen Rechte wie der Rest der Bevölkerung. Zäune, die um Lager für Flüchtlinge herumgezogen sind, sind ein Symbol der Ausgrenzung, das wir nicht akzeptieren. Die Aktionen am Abschiebelager Bramsche-Hesepe haben deutlich gemacht, daß Flüchtlinge und UnterstützerInnen gemeinsam den Zaun überwinden. Die Aktionen werden jedoch erst dann ihr Ziel erreicht haben, wenn Lager, wie das in Bramsche-Hesepe endlich geschlossen sind. |